Wenn man scheue Arten auf den Sensor bannen will, bedarf es einiger Vorbereitungen. Zunächst einmal muss die Art überhaupt da sein. Was so banal klingt, ist aber tatsächlich die erste Hürde die zu nehmen ist. Am Anfang steht bei mir immer die Beobachtung mit dem Fernglas, bei Wanderungen usw. Etwas Artenkenntnis kann nicht schaden. Wenn die Gewohnheiten der Tiere hinreichend bekannt sind, kann man anfangen sich über ein Versteck Gedanken zu machen. Vielleicht versucht man erst einmal ein Tarnzelt aufzustellen. Damit kann man sehr schön Feintuning bzgl. des Standortes betreiben. Man rückt die ganze Geschichte so lange hin und her bis alles passt – Hintergrund, Licht, Motiv, Abstand, Perspektive usw. Ein Nachteil des Tarnzeltes ist, dass man es u.U. nicht mehrere Tage aufstellen möchte, weil man Angst hat, dass es schlicht und ergreifend geklaut wird. Wenn man es aber immer aufstellt, um sofort danach anzusitzen, wird es immer recht lange dauern, bis sich die ganze Szenerie beruhigt hat. Bei ganz scheuen Tieren, wird man mehrere Stunden sitzen müssen. Wesentlich effizienter sind da permanente Verstecke. An sie haben sich die Tiere gewöhnt und empfinden sie nicht mehr als Störung. Wenn man das Versteck einigermaßen unbemerkt angehen kann, stellt sich der „Jagderfolg“ mitunter schon nach kurzer Zeit ein.
Wichtig beim Versteckebau ist die Abstimmung mit Förstern, Jägern, Landbesitzern, Bauern, evtl. Naturschutzbehörde. Je nachdem wie gut die Beziehungen zu den oben genannten Personen sind, ist ein mehr oder weniger komfortables Versteck möglich. Ich stelle ihnen z.B. immer kostenlos Bilder oder Kalender zur Verfügung, die aus dem Versteck heraus entstanden sind.
Bei dieser Hütte habe ich einige Erfahrungen aus vorherigen Hütteprojekten einfließen lassen und es hat gut funktioniert. Folgende Checkliste bin ich durchgegangen:
- Wiesenbesitzer/Bauer gefragt
- Jäger gefragt
- Entscheidung für feste unbewegliche Hütte
- Glas oder Luke
- Art der Luke (schieben, klappen)
- Art des Sichtbereiches (durch Tarnnetz, Schlitz, nur durch Kamera)
- Stativ oder alternative Kopfbefestigung (Balken mit Stativschrauben)
- Feste Sitzgelegenheit oder Stuhl
- Anzahl der Fotografen (2)
- Höhe (steh- oder nur sitz Höhe)
- Aufbereitung der möglichen Sitzwarten usw.
Ich wollte damals unbedingt Greifvögel auf verschiedenen Sitzwarten fotografieren. Dazu zählte auch ein großer Feldstein. Den habe ich mir vom Bauern hinlegen lassen.
Es ist extrem wichtig, die richtigen Entfernungen bezogen auf die Motive und das eingesetzte Equipment zu beachten. So ein Mäusebussard wird ganz schön groß, wenn er die Flügel ausbreitet. Da ist man auch schnell mal zu nahe, vor allem wenn man mit einer Festbrennweite fotografiert und keine Möglichkeiten hat Brennweite rauszunehmen.
Entsprechend habe ich zwei Ansitze eingerichtet – einen sehr nahe für Kleinvögel und den Greifvogelansitz in etwa 20m Entfernung. Das ganze so, dass man möglichst wenig schwenken muss, um von einen auf den anderen zu zielen.
Die Hütte hat von Anfang an hervorragend funktioniert. Selbst der Rotmilan hat sich wenige Meter vor meinem Objektiv niedergelassen – das macht der nicht so ohne weiteres. Aber spätestens, als sich ein ausgewachsener Fuchs praktisch bis auf Naheinstellgrenze näherte wusste ich, dass ich nicht alles falsch gemacht habe. Mäusebussard, Rotmilan, Mittelspecht, Buntspecht, Kleiber, Kernbeißer, Stieglitz, Eichelhäher, Elstern, Buchfinken, Rotkehlchen, Goldammer, Amseln, div. Meisenarten und verschiedenen Säugetiere besuchen die Lokation regelmäßig.